In Deutschland ist es bisher nicht erlaubt, ein Balkonkraftwerk per Schuko anzuschließen. Das wird sich vorerst auch nicht ändern. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) hat versucht, den Anschluss von Balkonkraftwerken mit handelsüblichem Schuko-Stecker in einer neuen Produktnorm unterzubringen. Dadurch würden sich Konsumenten Installationskosten zwischen 100 und 150 Euro sparen und könnten die Kleinanlage direkt mittels Schuko-Stecker selbst installieren. Leider stoßen sie dabei auf Widerstand.
Balkonkraftwerke sind ein Einstieg in erneuerbare Stromerzeugung und auch für Mieter ohne eigene Dachfläche attraktiv. Anlagen mit bis zu 600 Watt darf man ohne Genehmigungsverfahren anschließen.
In Deutschland gibt es leider jedoch immer noch das Thema der Wielandsteckdose für Balkonkraftwerke. Befolgt man die deutsche Norm, müsste für die Installation eines Balkonkraftwerkes eine Einspeisesteckdose verwendet werden. Eine solche Dose muss eine Elektrofachkraft installieren und mit einer eigenen Zuleitung anschließen. Rein technisch funktioniert der Anschluss auch ohne diese Steckdose und außerhalb Deutschlands, etwa in den Niederlanden, Österreich und der Schweiz, ist das der Standard. Auch in Deutschland schließen viele ihre Anlage per Schuko an.

Bedenken kamen aus der Versicherungsindustrie, aus dem Elektrohandwerk und von den Netzbetreibern. Der Kompromiss: Der Schuko-Stecker ist zunächst in den informellen Anhang gelangt. Die Vornorm wird in den nächsten Monaten veröffentlicht – dann beginnt ein Einspruchsverfahren mit neuen Chancen, den Schuko-Stecker in die Norm zu bringen.
Technisch keine Bedenken
Fachlich gab es zwei Fragen zu klären: Die erste Frage ist, ob ein Anschluss mit Schuko-Stecker sicher ist? Dabei geht es um den Berührungsschutz, da der Mikrowechselrichter ja schließlich einspeist. Zieht man den Stecker im Betrieb aus der Dose und berührt die Pins, könnte man theoretisch einen elektrischen Schlag erleiden. Beim Wieland-Stecker ist das nicht möglich, weil er keine freiliegenden Kontakte hat. Die Verfechter des Schuko-Steckers halten entgegen, dass die Mikrowechselrichter mit einer Freischalteinrichtung (ENS) nach VDE-AR-N 4105, dem sogenannten NA-Schutz, ausgestattet sind. Beim Trennen vom Netz schalten sie sofort ab.
Ein weiterer Aspekt ist die Auslösungsbedingungen des Leitungsschutzschalters (LS, umgangssprachlich Sicherungsautomat). Der muss bei Überlast gemäß seiner Kennlinie nach einer festgelegten Zeit abschalten um zu verhindern, dass die Leitungen zu warm werden. Heiße Kabel dünsten erst ungesunde Gase aus und geraten bei zu hohen Temperaturen möglicherweise in Brand. Die Schuko-Gegner und Befürworter einer separaten Einspeisesteckdose mit eigener Zuleitung argumentieren, die bis zu 600 Watt Einspeisung aus dem Wechselrichter würden in dem Fall von Überlast durch ein anderes Gerät im selben Kreis dazu führen, dass der LS-Schalter zu spät abschaltet. Beim LS-Schalter kommt schließlich nur der Betrag abzüglich der eingespeisten Leistung an. Dadurch sei die Sicherheit in Gefahr.
Diese Frage wurde jedoch mit einer umfangreichen Studie beantwortet. Diese kommt zu dem Schluss, dass die eingespeisten 2,6 Ampere die Kabel nicht gefährlich erwärmen. Getestet wurden vor allem alte Installationen, solche mit veralteten Aluminiumleitungen, Bakelit-Installationsmaterial und anderen Sünden der Vergangenheit mit hohen Übergangswiderständen. Ihr Fazit: Eine Erwärmung um einige Grad ist messbar, in kritische Bereiche kommt man mit den Balkonsolaranlagen nicht. Auch diese Ergebnisse konnten letztendlich noch nicht überzeugen.
Kritik aus mehreren Ecken
Kritisiert wird diese Norm von mehreren Seiten aus der Energie-Szene. Energieversorger hätten ohnehin kein Interesse an dezentralen Energieerzeugungsanlagen, weil sie ihr Geld mit dem Transport von Energie durch ihre Netze verdienen. Daher versuchten sie mit allen Mitteln, einen möglichst einfachen Einstieg zu verhindern. Das Elektrohandwerk, so die Kritik, wolle sich die Aufträge für Einspeisesteckdosen nicht entgehen lassen.
Für Interessierte, die ein Balkonkraftwerk installieren wollen, bleiben schließlich drei Optionen: Abwarten und aufs Widerspruchsverfahren und eine Überarbeitung der Produktnorm hoffen, eine Wielandsteckdose für Balkonkraftwerke installieren lassen, oder den Pfad des normentreuen Bürgers verlassen – schließlich haben die allermeisten Normen keinen Gesetzesstatus.
Quelle: /Normungsgremium-Vorerst-kein-Ende-der-Einspeisesteckdose